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Segovia

Das Bild, das der Reisende von Segovia erfasst, sprudelt im großartigen Chaos von Monumenten der Stadt. Der Kopf des Besuchers füllt sich mit Palästen, Kapellen, Arkaden, Turmspitzen, Gittern, Fenstern, Türmen Retabeln usw. Der überwältigende Eindruck von Stunden der Erinnerung geht von einem Wunderwerk zum anderen. Wir können die Bewunderung nicht sofort ordnen und gelassen hinnehmen.

Ein hohes römisches Aquädukt, das die mittelalterlichen Straßen durchkreuzt und ein Alkazar, der an die Schlösser in Mitteleuropa erinnert, romanische kirchen mit spiritueller Anziehungskraft, die Stadt liegt zwischen dem Grün der Gebirgskette und der braunen Ebene, die ganze spanische Stadt ist eigenartig und unverwechselbar.

Wie sollte man nicht beeindruckt dastehen vor dieser Reihe von schlanken Arkaden, die wie eine Fantasiebrücke über die alten Dächer zu fliegen scheint. Auch wenn dies nicht der erste Besuch in Segovia ist, ist man vom alten römischen Kunstbauwerk immer wieder beeindruckt. Fast zweitausend Jahre stellt das aus Granitsteinen, ohne Verwendung von Mörtel, errichtete Bauwerk seine Anmut zur Schau. Dies war der Weg, auf dem vor nicht langer Zeit das Wasser aus dem Gebirge in die Stadt geführt wurde. Was für ein stattliches weltliches Werk diese „Wasserleitung“! Selbst die Einwohner von Segovia, die jeden Tag an dem Kunstwerk vorbeifahren, haben nicht aufgehört es mit Bewunderung zu betrachten. Dort steht es, wie ein Wappen und gerechtfertiger Grund warum 1985 die Stadt zum Welterbe der Menschheit erklärt worden ist und es wird auch als Argument bei der Kampagne für die Kulturstadt Europas im Jahr 2016 verwandt werden.

Wenn man die Treppen des Postigo del Consuelo aufsteigt, ohne den Blick von dem Kunstwerk abzuwenden, das allem Anschein nach im I. Jhd. errichtet wurde, bekommt man eine ganz andere Perspektive je höher man kommt. Dort wo die Bogen aufhören und der Kanal in die Altstadt eindringt, taucht ein großes Fenster auf, das den Blick auf ein Fragment der kargen spanischen Ebene frei lässt. Im Vergleich dazu zeigt sich ein Panorama von magischer Eintracht, von dem sich die mehr als tausend Meter entfernte Stadt wie ein „Schiff” aus Felsen abzeichnet, das mit dem Wellengang der grünen Abhänge des Guadarramas kämpft.

Der gut erkennbare Bug erhebt sich über die Flüsse Eresma und Clamores, der Alkazar ist das andere Kunstwerk von monumentaler Originalität. Die Festung wurde wahrscheinlich auf einer keltischen Burg und römischen Zitadelle errichtet. Sie wurde mehrmals umgebaut, bis Philipp II. wollte, dass diese den deutschen Schlössern ähnlich sehen sollte, die die Jugendjahre seines Vaters, Karl I. schmückten. So verwandelte man die Dächer und Turmspitzen aus Schiefer, die spanische Bastion, der Jagdsitz damaliger Könige, in eine unerwartete Neuerschöpfung aus Mitteleuropa. Etwas ganz Ausgefallenes, ein Schloss vom Rhein mitten auf spanischer Hochebene.

Das stundenlange Grübeln von Alfons X. der Weise, das Kommen und Gehen von den Trastamara, die frühen Schwierigkeiten von Isabella, der Katholischen Königin sind Erinnerungen, die nach dem Brand im Jahr 1862 in den gewissenhaft restaurierten Sälen, die zuvor noch ein Gefängnis und die königliche Schule der Artillerie beherbergten, zum Ausdruck kommen. Beim Besuch wird man nicht nur an die vergangenen Geschehnisse der Geschichte erinnert, denn es ist nicht das Monument selbst, sondern dessen Lage, die Höhe und der schöne Umriss von der Stadt weit am Horizont, der vom hohen Turm Juan II. zu sehen ist. Ein weiteres märchenhaftes Bild geht am anderen Ende vom Turm der Ehrerbietung (torre del homenaje) aus. Mit dem Zusammenspiel von mehreren runden Türmen ist er ein Wahrzeichen der Stadt, von Kastilien und León und vom ganzen Land. Märchenhaft ist auch die Landschaft, die dieses Gebiet umgibt, das Grün des Kiefernwaldes, die Halden, die die beiden Flüsse umarmen, das Gebiet von Zamarramala, die Kirche von Vera Cruz usw. Dieser Tempel mit dem zwölfeckigem Erdgeschoss aus dem XIII. Jhd. wurde vom Templerorden des Santo Sepulcro (hl. Grabstätte) errichtet und verstärkt noch mehr die unwiderstehliche Macht der Erinnerung von diesem Umfeld.

Der Alkazar ist nur das Bug von der Schilderung von Türmen, Straßen und Geschehnissen, die sich in dem Maße absondern, in dem sich das Schiff aus Felsen ausdehnt. Das beschriebene Gebiet wird von den drei Kilometern langen Mauern abgegrenzt, von der die größte Strecke erhalten ist und außerdem sind noch drei von den fünf Türen vorhanden, d. h. die vom Hl. Andreas, vom Hl. Santiago und die vom Hl. Zyprian. Innerhalb der Mauern befindet sich das Labyrinth von den Straßen und Gässchen, angepasst an die monumentalen Gebäude und vor allen Dingen an die spanischen traditionellen Fassaden. Die typischen Häuser von Segovia sind außerordentlich kennzeichnend, denn sie unterscheiden sich von den anderen in Kastilien aufgrund ihres weniger schlichten Aussehens und der ornamentalen Sgraffitos im Kratzputz, der die Fassaden mittels Geometrien schmückt. Das geht soweit bis zum unendlich dekorativen Spiel der zugespitzten Formen, die der Kathedrale eigen sind und ihrer freien mit Licht umgebenen außerordentlichen Lage auf dem Abhang. Obwohl ihr Bau im Jahr 1525 begann, konnte sie an diesem Standort nur im gotischen Baustil errichtet werden, um so auszusehen wie heute, wo sie den Anschein erweckt das Großsegel des Schiffes aus Stein zu sein.

Ihre Zinnen unterstreichen den Wunsch eine ornamentale Stadt zu sein, Beispiele dafür sind auf dem Stadtplatz zu sehen. Die Kirche von St. Michael, in der Isabella, die Katholische Königin, im Jahr 1474 gekrönt wurde, musste auf eine Seite „versetzt“ werden, um Raum für den heutigen Platz zu schaffen, auf dem sich das städtische Leben zwischen den Gebäuden mit Arkaden, Cafeterien, Terrassen und dem täglichen Rhythmus, Treffpunkt der Symbiose zwischen Einwohnern und Besuchern, abspielt. Die Letzteren werden die Unterhaltungen bei einem guten Kaffee oder einem Imbiss nicht ausdehnen, weil sie noch die Geheimnisse der zahlreichen romanischen Kirchen erforschen müssen, wie die von St. Martin und das mit Säulen versehene Atrium, ihre Apsiden und der Turm im Mudejarstil sowie die von der Santísima Trinidad, die sehr gut erhalten ist, die Kirche von St. Stephan, mit dem hohen Turm und Zwillingsfenstern, die ein Teil vom Bild der Stadt ausmachen. Ebenso sollte man es nicht unterlassen die Kirche von St. Millán, die nach dem Ebenbild von der Kathedrale von Jaca erbaut wurde zu besuchen sowie auch die Kirchen von St. Justus mit dem außerordentlichen Pantokrator und von San Juan de los Caballeros (St. Johann der Edelmänner) als auch die Grabstätten von den adligen Geschlechtern.

Edelmänner und Könige werden in den Sälen des Klosters von San Antonio el Real (St. Anton der Königliche) in Erinnerung gerufen, wo sich in früheren Zeiten der Jagdpalast von Heinrich IV., dem Halbbruder von Isabella der Katholischen Königin, befand, bei dem sowohl der gotische, platereske und Mudejar-Baustil zu beobachten sind. Die gleiche Mischung von Baustilen weist das Kloster El Parral auf, das der König selbst im XV. Jhd. in Auftrag gab, als er noch Prinz war. Zeugnis von einer anderen Lebensart ist das Kloster von den Carmelitas Descalzos (Unbeschuhten Karmeliterorden), in der Nähe von der Kirche Vera Cruz, die vom Hl. Johann vom Kreuz gegründet wurde, dessen Gebeine in einem Grab liegen, weit entfernt von allem Widerhall der Verse und den Gefühlen des Heiligen Dichters. Das einmalige Gefühl der Erinnerung an das Leben, das bereits hunderte von Jahren vergangen ist, rufen historische Städte wie Segovia im Besucher hervor. Welche Zeiten und welche Menschen wohnten wohl im Haus „Casa de los Picos“, im Turm von Arias Dávila, in der Festung Torreón de Lozoya oder der Münzanstalt (Casa de la Moneda). Welche Gedichte gab es wohl in den routinemäßigen Stunden von den dreizehn Jahren, die Antonio Machado im Haus wohnte, das jetzt sein Haus-Museum ist?

Es ist unvorstellbar, dass das jetzige Leben auch eines Tages ein Echo der Zeit sein wird. Alles wird kommen aber mittlerweile nimmt die alltägliche Existenz der heutigen Stadt Segovia im Schiff aus Stein, nicht weit von Madrid entfernt, seinen Lauf. Titirimundi, das Internationale Festival von Marionettenspielern und Folk Segovia als auch Verano Musical bieten die Gelegenheit bei gutem Wetter Darbietungen von thematischer Animation beizuwohnen. Was immer verbleibt ist das eigene Leben und das Hin-und-her zahlreicher Besucher. Ein Nachmittag, ausgefüllt mit Einkäufen in den Straßen Calle Real oder José Zorrilla, Tapas essen gehen und Abendessen auf dem Stadtplatz, die Straße mit den vielen Bars oder das Viertel von San Millán, besichtigen, all dies sollte man sich nicht entgehen lassen. Und dann kommt die Nacht der Nächte, die man am besten, ohne auf die Uhr zu schauen, in der Zone von den Diskobars verbringt. Das Aquädukt, das jetzt von Scheinwerfern beleuchtet wird, will nochmal betrachtet werden.

Der Dichter vergleicht Segovia (ca. 55.500 Einwohner) mit einem steinernen Schiff, das im weiten Meer der Getreidefelder Kastiliens vor Anker liegt. 1985 wurde die Stadt mit der UNESCOAuszeichnung als Weltkulturerbe geehrt. Eingang zur Stadt und zugleich ihr Wahrzeichen ist der mächtige Aquädukt, eins der besterhaltenen Bauwerke des kaiserlichen Roms. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts erbaut, lag seine Zweckbestimmung in der Wasserversorgung der höher gelegenen Stadtbereiche. Dieses “wirre Steinknäuel” aus Granitquadern der Sierra de Guadarrama, die ohne Mörtel und ohne Bleizusatz aufeinandergesetzt sind, hat eine Gesamtlänge von 728 Metern und wird von 166 Bogen (in zwei Bogenreihen) getragen. Ein Spaziergang am Rande dieser römischen Wasserleitung offenbart die drei unbestrittenen Merkmale des Aquädukts: schlicht, elegant und erhaben.

Als Ausgangspunkt für den Rundgang empfiehlt sich die Plaza del Azoguejo und dann gleich in seiner Nähe die Casa de los Picos, ein Herrenhaus, dessen Fassade diamantförmige Steinnoppen überziehen. Schönheit und Harmonie kennzeichnen die Plaza de Medina del Campo, an der zwei Bauwerke beeindrucken: Der Torreón de los Lozoya, der Wohnturm der Adelsfamilie Lozoya von ungewöhnlicher Großartigkeit, und die Kirche San Martín, ganz besonders verschönt durch Kapitelle und Bogenwerk im mozarabischen Dekorationsstil. Etwas weiter erreicht der Besucher nun die Plaza Mayor, den pulsierenden Mittelpunkt des ummauerten Stadtkerns.

Auf der linken Seite erhebt sich stolz die Kathedrale, im 16. Jahrhundert errrichtet, nachdem ihr Vorgängerbau durch ein Feuer zerstört wurde. Im Volksmund bekannt als “die Dame unter den Kathedralen”, ist sie das letzte große gotische Bauwerk Spaniens. Das Portal San Frutos öffnet sich zum Innenraum aus drei Schiffen, Vierung und Apsis mit Chorumgang. Abgesehen von den verschiedenen Kapellen besticht das Altarbild La Piedad, ein Werk von Juan de Juni aus dem Jahr 1571. Im Kathedralmuseum sind feine Goldschmiedearbeiten und kostbare Brüsseler Gobelins zu bestaunen.

Auf einem Felsrücken, der den westlichen Stadtrand markiert, heben sich die Umrisse von Segovias stolz wachendem Alcázar ab. Obwohl sein Ursprung auf die Zeit zurückgeht, wo Segovia wiederbevölkert wurde, datiert seine Rekonstruktion, nach einem verheerenden Großbrand, aus dem Jahr 1862. Einer seiner Säle birgt das Waffenmuseum, dessen zahlreiche Exponate noch an die militärische Vergangenheit der Festung erinnern.