Tarragona
Römisch und sehr mittelländisch
Eine Stadt, die von all den anderen, die sich zum Erholen eignen, die beste ist, wenn man einem Mann wie mir glauben schenken will, der soviel gesehen hat. Du kannst in ihr, oh lieber Gast und Freund ehrliche, ernste und ruhige Leute antreffen (...)
die alte tarraco, eine hauptsächlich hispanische Stadt, ist weiterhin der pulsierende Mittelpunkt der modernen katalanischen Stadt. die hervorstechenden Überreste vermischen sich in einer warmen Atmosphäre zusammen mit den
Profilen von anderen Jahrhunderten und mit dem blauen Glanz des Mittelmeers.
Der Rundgang durch die Stadt verläuft genauso wie eine Performance, als ob es die Suche nach einem Schatz wäre, eine Art Veranstaltung, wie sie der benachbarte Vergnügungspark Port Aventura den Besuchern darbietet.
Man muss durch Straßen und Gassen gehen und die hinterlassenen Spuren und Zeichen entdecken, aufmerksam die sichtbaren Elemente beobachten und sich eine Idee von den Ausmaßen der vergangenen Zeiten machen. Der
Lohn ist das Erleben von der Neuerstehung dieser beispielhaften römischen Stadt, die einstige Tarraco, eine Stadt, die als solche, als erste vom Kaiserreich des Mare Nostrum außerhalb der italischen Halbinsel errichtet wurde. Im
Verlauf des anschaulichen Spiels werden viele Bilder und Szenen nacheinander von einer typischen Kleinstadt am Mittelmeer zu sehen sein, wie z. B. die Gelassenheit des Alltags, Palmen und versteckte Winkel, das tägliche Leben
am Meer, die Lichtstärke usw.
Bevor man die Suche nach Tarraco beginnt, deren Überreste im Jahr 2000 als Weltkulturerbe erklärt wurden, sollte man die Makette von der römischen Stadt ansehen, die sich in der Kellerei Bodega de Pallol, auf dem Platz mit dem gleichen Namen befindet und die darstellt wie die Stadt einmal im II. Jhd. n. Chr. ausgesehen haben soll. Dort kann man alle Einzelheiten, sowohl die angefertigten als auch die in der Fantasie entstandenen, sehen. Sie dienen, um die Neugierde und Erinnerung zu erwecken. Man muss sich vorstellen, dass in dieser Stadt an irgendeinem Tag im III. Jhd. v. Chr., inmitten des zweiten Punischen Krieges, Rituale im Haupttempel, d. h. im hochgelegenen Teil der Stadt, abgehalten wurden und weiter unten das Kommen und Gehen durch die Arkaden des Forums. Jetzt ist dieses Gebiet teilweise von der Kathedrale der Heiligen Tecla eingenommen worden, deren gotische Fassade
mit der beeindruckenden Rosette das Ende der Hauptstraße (Carrer Major) belebt Außen und innen von der Kathedrale, im Kreuzgang und dem diözesanen Museum, unter den romanischen und gotischen Elementen, befinden sich römische
Steine des typischen Bossenwerks, mit eingravierten Inschriften und Basreliefen in den hinteren Wänden oder in der alten Mauer. Im alten Stadtkern sind ebenfalls bei den Häusern und Lokalen Inschriften vorzufinden. die die Fantasie anregen. Welches Geheimnis versteckt sich im Haus Balcells, das sich mit seinen gotischen Fenstern auf dem Platz der Kathedrale befindet? Was geschah dort? Um die Ecke herum befindet sich das Haus von den Ingenieuren, auf deren Fassade, mit ausdruckvollem Sgraffito aus dem 20. Jhd., zwei römische Altarsteine und auf ihnen zwei Sakrophage mit jüdischen Inschriften aus dem Mittelalter, zu sehen sind. Die Zeichen vervielfältigen sich in diesen schmalen Straßen mit den alten Balkonen, die wie ein museumsartiges Labyrinth sind, ohne ihre Gelassenheit einzubüßen.
Zu ihnen gehören ein außerordentlich enger Durchgang von Sant Magí, dem Schutzherrn der Stadt, oder die Straße Carrer del Comte als auch viele andere Straßen, die anhand von Restaurierungen ihr Aussehen wieder zurückgewonnen
haben, weiterhin ist da ein alter Laden, ein Restaurant von neuem Design usw. vorhanden. Das Leben geht nach so vielen Jahrhunderten weiter in der alten Tarraco auch nach all den schlechten Zeiten wie z. B. die Invasion der Muslime, das Hin-und-her an den Grenzen, das eine Entvölkerung zur Folge hatte. Verlassen blieben die Steine des alten Glanzes zurück. Die römischen Mauern standen weiterhin aufrecht da, so wie heute und erfüllen die Besucher mit Bewunderung und die Einwohner mit Stolz. Hier müssen keine Spuren gesucht werden, denn Tarraco ist ausdrucksvoll auf den Fassadenfronten und Türmen zu sehen, die sich über mehr als einen Kilometer weit erstrecken, was ungefähr ein vierter Teil vom ursprünglichen Gelände ist, das älteste, das Rom auf der Iberischen Halbinsel errichtet hatte. Die Einzelheiten sind gut sichtbar auf den zyklopischen Grundsteinen, die wahrscheinlich ein Teil
der ersten römischen Ausrüstung waren. Die Markierungen auf den riesigen Quadersteinen mit der charakteristischen goldenen Farbe sind wie Unterschriften von denjenigen die sie bearbeitet haben. Die Türme geben die Schritte an von
dieser gemütlichen Suche durch Gartenanlagen; so steht da der Trum vom Erzbischof mit den mittelalterlichen hinzugefügten Elementen, der von Minerva, mit den Basreliefen und ursprünglichen Inschriften und der vom Capiscol. Ein
jahrhundertjähriges Andenken und wahrscheinlich für die Ewigkeit.
Die starke Mauer hat überall Spuren hinterlassen, so auch auf dem Platz Pallol, im Kulturzentrum und am Außenbogen, der ein Teil vom Gebäude ist, das die Makette vom Ausgangspunkt des „Spiels“ enthält. Wir interessieren uns für die zurückgebliebene Tarraco, aber Tarragona bleibt vorherrschend mit einem verstärkten Echo gegen die Mauer, die mittelalterliche Festung, symbolische frohe Farben auf dem großen Wandgemälde, das den Platz Sedassos erleuchtet, typische Eigenart an den Bogengängen von der Straße Mercería. Jetzt sollte man die Suche unterbrechen und eine angenehme Pause machen und sich einen Imbiss auf einer der Terrassen des langgestreckten
Platzes gönnen. Aber nein, die Vielfalt der Spuren ist unaufhaltsam, jetzt kommt der Zirkus an die Reihe. Einige von dessen Überreste kann man in den Lokalen dieses Platzes sehen. Es handelt sich um einen von diesen gut erhaltenen
römischen Zirkussen vom westeuropäischen Stil. Bei seinem Anblick kann man sich eine genaue Vorstellung machen, wie die Wagenlenker die Kurve während der Rennen nehmen mußten. Wände, Kellerräume und Tribünen ergeben ein genaues Bild von diesem Ort des Vergnügens ab, der sich auf der unteren Seite des Forums befand, von wo aus man über mehrere Stellen Zugang hatte, wie z. B. vom Turm Troer del Pretorio. Heute ist er ein Teil des jetzigen Geschichtsmuseums
der Stadt, das auf dem Platz Plaça del Rei steht. Dieser Turm war das Zentrum der Macht im Mittelalter, er ist ein echtes Symbol. Von seinen Dächern aus hat man einen Ausblick auf die ganze Stadt, die angrenzende Umgebung und
das Meer. Die Suche nach dem damaligem Tarraco hat sich gelohnt, die Erinnerung ist wachgerufen worden.
Und nun das Amphitheater, dort unten, dessen Umriss durch das Blau des Meeres abgeschwächt wird und dessen Gerüst wegen den Überresten von der frühchristlichen Kirche und einer anderen romanischen Kirche umgearbeitet
werden mußte, ist wie eine Belohnung. Schön muss es gewesen sein, gleich am Ufer des Meeres, einem farbenfrohen Schauspiel beizuwohnen. Das helle alles umfassende Meereslicht überschwemmt den Schauplatz, den jetzigen
Spazierweg und Balkon des Mittelmeers und es dringt durch die Statue vom Almogavar Roger de Lauria, in der Breite von der Rambla Nova. Auf diesem breiten Boulevard, der kennzeichnend für den katalanischen Städtebau
ist und der während der Entwicklung des neunzehnten Jahrhunderts die alte Straße, genannt Rambla Vella ersetzte, integriert den unverwechselbaren Modernismus vom Haus Casa Salas und das einzigartige Gebäude des Teatro
Metropol. Kennzeichnende Ästhetik, die den Geist von Tarraco umgibt, wie die wunderbaren Bauten aus dem 18. Jhd., die Häuser Catellarnau und Canals, die sich in der Altstadt befinden. Aus dieser
Zeit stammen auch einige Festigungen und Bollwerke, die den Schutz der Stadt und des Hafens nach dem Umbau verstärkten. Er wurde mit großem Prunk in Anwesenheit des Königs Karl IV. und seiner Gemahlin María Luisa de
Parma eingeweiht.
Heute sieht man dort am Horizont des Meeres diese modernen Dinosaurier, die Kräne, die Veränderungen an Land ankündigen. Belebt ist auch, wie man weiß, diese von Touristen überlaufene Küste, die aber weit genug von Tarragona entfernt ist, um dort das ruhige Leben nicht zu beeinflussen, aber sie ist auch nahe genug, um die Vorteile dieser genießen zu können, wenn man es wünscht. Dieser kosmopolitische Taumel und Treiben spielt sich auch in der Stadt Barcelona ab, weit weg und doch nah. Am langen Strand (La playa Llarga), gleich neben der Stadt, nur von Wald umgeben, kann man das Spiel weiter verfolgen und sich leicht ein römisches Schiff vorstellen, das am Horizont auftaucht.
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