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Tui und sein Parador


Fruchtbare Grenze


Parador de Tui

...“Sehen muss man, was man noch nicht gesehen hat,
das Gesehene nochmals sehen,
im Frühjahr sehen, was im Winter man hatte gesehen,
tagsüber sehen, was man des Nachts sah,
mit der Sonne, was man im Regen sah...”.
( José Saramago )

Äußerst freundlich sind diese Dörfer. Genauso liebenswürdig wie reich; aber stets büßen sie auch ihre Umstände als Grenzgebiet; weder galicisch noch ganz portugiesisch: sie fielen mehr als einmal der Vergessenheit und der Vernachlässigung anheim, meistens aus politischem, d.h. wirtschaftlichem Bestreben. Diese atlantische Grenzlinie mit Portugal musste unter ausartendem Ehrgeiz leiden, aber nie hat man es geschafft und nie soll es gelingen, diese verbrüderten Landstriche zu trennen.
Es sind künstlich verarmte Gebiete. Gleichzeitig aber reich; ja steinreich dank ihrer grandiosen Landschaften, ihrer gemeinsamen Atlantikküste, ihres zwangsläufig unzertrennlichen Brauchtums mit mimischer Kunst und Kunsthandwerk; und das ist auch gut so. Oder der gemeinsamen Sprache, die man nicht zu übersetzen braucht. Oder der großzügig geteilten Speisen. Aber auch mit eigenen und unverzichtbaren Identitätsmerkmalen.


Wenn der Reisende durch diese Gegend streift, wird er kaum feststellen können, auf welcher Seite er sich befindet, gäbe es nicht den Grenzfluss Miño und den ewigen Zug, der beide Ufer verbindet. Schon Plinius hat treffend geurteilt:”... das Leben wurde ihr von griechischer Kultur und Zivilisation eingehaucht: Nachdem Diomedes, der homerische Poet, auf diesen Meeren und Ozeanen infolge der Eroberung Trojas floh, sollte er bis zu diesem Fluss und Meeresarm ankommen und Tuy gründen...”


Hören wir aber die unbestreitbare Diagnose des Eliseo Alonso: “... Uns auf ihre so betörende Geschichte und den Zauber ihrer Steine stützend, finden wir Gefallen an ihrem steinernen Antlitz: dieser Genuss, des Nachts ihre stolzen Ecken, Stufen, Tunnel und Passagen zu betreten, Szenarien von Intrigen und Kirchenbannen zwischen Bistum und dem Adelsstand; Schatten der Gerichtsdiener oder Geheimnis eines Liebesabenteuers. Alte Goldgassen. Lust, Nonnen, San Telmo, Corpo Santo, Barmherzigkeit, Canicouba, Alter Kerker, Entrehornos, Kornspeicher. Dieser Genuss, an einem Fachwerk, einem Konvent, einem Kreuzgang, einer Kirche des 9. Jahrhunderts oder einem Haus mit seinen Wappensteinen vorbeizugehen. Ja dieser Stein der Anhöhe, von der grünen Hand des Mooses gestreichelt; der Stein, der zu Schaum wird in Archivolten, Typanons, Rosetten, Sparrenköpfen...” Tuy sollte zur Hauptstadt einer der sieben Provinzen des alten Königreichs Galicien werden. Es wurde zum Sitz des Hofes von Witiza und der suebischen Könige. Und zum Lieblingsort gleich dreier Doña Urracas. Deshalb wird Tuy auch als Stadt der Doña Urraca bezeichnet: “... Da hatten wir die unbesonnenste der drei, die durch den Bezirk des unteren Miño zog und dort für Skandale sorgte; auch wenn die Stadt immer großzügige Gaben und Schenkungen von den drei Urracas erhalten sollte, sodass die dritte der drei „Vögel“ nun gar stolz den Vorsitz über den Säulengang der Kathedrale innehat.


Parador de Tui Burg

Und so viele andere Persönlichkeiten eines breit gefächerten Spektrums und recht zweifelhafter Tugenden, wie der unbeschreibliche Pedro Madruga, Vicomte de Tuy, der unzählige Plünderungen und schwere Raube auf dem Kerbholz hat.Aber nicht umsonst wurde Tuy auch als “Steinhügel” bezeichnet. So klug wollte dies Eliseo Alonso ausdrücken, ein stirnrunzelnder Erforscher dieser galicischen Landstriche: Alles Nachstehende entstammt seinen Reflektionen: Schon immer haben wir Tuy gern als den Steinhügel bezeichnet: Die Stadt auf einer Festung - einem “Oppidum”- gebaut, und dabei stützt man sich auf vorherige Forschungen paläolithischer Epochen...:


“...Auf legendären und gar mythischen Pfaden müssten wir die Gründung der Stadt zurückverfolgen, von welcher man annimmt, älter als Rom zu sein...”.


So sagte und urteilte der weise Plinius: “...Dies war eine griechische Kolonie ... Bisweilen war es wahrscheinlich Diomedes, der auf seiner Irrfahrt durch das Mittelmeer die tobenden galicischen Küsten zu durchqueren wagte...”.


Falls dem so gewesen ist, wie es scheint, dann wäre Diogenes der angesehene Gründer dieser schönen Stadt TUY. Es ist aber auch wahr, dass andere Gelehrte ganz andere Meinungen vertreten, nämlich dass Tuy seinen Ursprung in einem Lager der Kelten habe: so etwas wie einer Festung oder einem rundherum mit Steinplatten befestigten Lager... Und hier präzisiert Otero Pedrayo: “Apoyados en historia tan sugestiva y en el encanto de sus piedras, nos agrada su vieja y perpetua faz. Es paraíso de numerosos y recónditos recovecos que sólo el viandante podrá, si quiere, descubrir.” “Gestützt auf solch eine fesselnde Geschichte und den Zauber seiner Steine, behagt uns ihr altes, ewiges Antlitz. Sie ist ein Paradies zahlloser versteckter Ecken und Winkel, die nur der Spaziergänger, falls er dies möchte, entdecken kann.” Diese Halbinsel sah sich lange Zeit dem vielfältigen und wiederholten Druck durch eher herrscherische als herrschaftliche Königreiche ausgesetzt. Nach zahlreichen Abkommen und Verträgen wurden die atlantischen “Provinzen” geteilt und wieder neu aufgeteilt, sodass sie schließlich zum Neuen Kontinent wurden. Dieser Kuhhandel wurde durch den so genannten “Vertrag von Tordesillas” besiegelt: Man beschloss – kaum verzeihlich - nichts weniger als eine willkürliche, aber ausreichend abgesprochene und zweckdienliche Linie zu ziehen, sodass mit diesem fiktiven Strich, aber mit dem päpstlichen Segen der Aufteilung von Tordesillas Dauer verliehen wurde: Eine imaginäre Linie, die die neue Welt unter den scheinbar sich in die Quere kommenden Eroberern aufteilen würde. Oder besser gesagt, abenteuerlustigen Opportunisten: viele von ihnen aus reiner Notwendigkeit, und andere auf der Suche nach Abenteuer, Glück und Unglück.


Die häufige Flucht nach und die häufige Rückkehr aus Amerika sollte zu einem nicht enden wollenden Abenteuer werden; aber stets mit versteckten oder verhehlten Absichten: In Wirklichkeit handelte es sich um kontinentale Abenteurer, vor allem Spanier, Portugiesen und Holländer.


Nicht Befriedung, sondern vielmehr Eroberung wurde praktiziert; d.h. Aneignung allen Hab und Guts, aller Reichtümer und gar Kulturen: Die spanischen Invasoren haben alle jene Kulturen dem Erdboden gleich gemacht. Sie rissen sich die Gold- und Silberschätze und die Götzenbilder der Ureinwohner unter den Nagel, welche übrigens keineswegs ungebildet waren. Sie hatten Götter, die unseren ähnlich waren und folgten vergleichbaren moralischen Normen, wie diese seinerzeit in ganz Europa Anwendung fanden.
Und trotzdem nahmen sie die europäischen Invasoren mit Wohlwollen und Bewunderung auf; die atlantischen Invasionen der spanischen Schiffe wurden als Warnungen der wiedererwachten Götter der Sonnen und Himmel gewertet.


Durch den Verlauf von Tuy


Parador de Tui

“Hör mich, oh Fluss!
welcher auch Dein Name sei...”
Der Fluss ist mein Miño aus Lugo,
der hier seinem langen und sonoren Lauf
ein Ende bereitet.”
( Álvaro Cunqueiro )

Tuy ist – beinahe unsichtbare - Präsenz: Es ist die undefinierbare Grenze zwischen der Estremadura, Galicien und den portugiesischen Gebieten. In nur knapp einem halben Jahrhundert sollte sich die Geschichte verändern: in den 50er Jahren lebten und überlebten noch viele Leute vom Schmuggel: Wagen und Karren, auseinander genommene Autos- vom Schmuggel hin und her getragen zu allen Ecken und Enden dieser provinziellen Grenzregion.


Seit den Urzeiten der Geschichte überhaupt, auf all diesen Gipfeln; durch all diese Täler. Durch all diese und andere Flüsse und Rinnsäle, die die herrscherischen und herrischen Römer eroberten. Kaiserliche und herrscherische Wege, die schließlich die Landstriche und Geschichten ihrer Eroberungen vorzeichnen und definieren sollten: In jenen Tagen zu Beginn unserer ersten Jahrhunderte gab es noch verschiedene “Hispanias”. Die zivilisierten Römer stießen auf ungastliche, unabhängige und jedem Außeneinfluss abholde Volksstämme. Diese suchten in Festungen Zuflucht, Lagern von kleinem Umfang, aber von intensivem Zusammenleben: es wurden Lager errichtet, die allein durch Steintafeln zum Schutz vor der Außenwelt abgeschottet wurden.


Es gab Orte, wo die Toten, die im Kampf oder aus Altersgründen starben, beigesetzt wurden. Die Frauen waren entschieden und entscheidend: Sie widmeten sich allen oder fast allen Aufgaben des Hauses; üblicherweise eher eine Hütte oder Höhle. Den Kindern gab man keinerlei Erziehung an die Hand, dafür aber unbiegsam festgefahrene Bräuche: Normen, Ämter und Gehorsam... Doch Tuy ist der Fluss, und vor allem das Meer: der Ozean. Von diesen und anderen Küsten zogen Schiffe und Boote und Abenteurer aus auf der Suche nach den unmöglichen und unbeirrbaren Ländern in Amerika. Menschenmengen auf der Ausschau nach einer ungewissen Zukunft; ein Füllhorn an Abenteuern und Unglücken. Stets Seefahrer-Abenteurer. Und so kam es, dass Truppen und Volksscharen mit Eroberungseifer auszogen: Vizekönige, Heeresführer, unverzagte und ehrgeizige Eroberer...


“...Jedes Territorium ist unser eigen und geeignet, solange ein Pferd die Sonne erreichen kann, bevor die Sonne untergeht...”: Dergestalt waren die Normen der Eroberung. (So schwört noch immer die Legende).


Während der Conquista gab es Plünderung, Vergewaltigung und Raub; aber auch die Übermittlung von Kulturen, Sprachen und Gepflogenheiten.


Der Parador von San Telmo: Vizekönig des Atlantiks


Der Untere Miño brachte paläolithische Kulturen ans Licht. Und bis heute gibt es Gelehrte, die schwören, dass hier und in der Umgebung die Sesshaftigkeit dieser Völker begann und erblühte: es entstanden neue technische Formen und Bräuche, die diesen menschlichen Siedlern die permanente Niederlassung erleichterten, dank der Technik und Technologie – alleiniges Ergebnis von wiederholten, langwierigen Versuchen und Experimenten.


Im Laufe der Zeit fanden diese ursprünglichen Völker Arten und Weisen und Techniken, um ihr Überleben zu verbessern und ihre Anstrengungen rentabler zu machen: Wenn auch erst nach längerer Zeit gelang es ihnen erst einmal, die Natur zu beherrschen. Kurz darauf lernten sie dann, manche Steine in Metalle zu verwandeln, die dann zu Waffen oder Geräten für die Landwirtschaft oder ganz einfach zu Koch- und Hausutensilien werden sollten.


Parador de Tui Patio

Fast zur selben Zeit wurden die ersten Verteidigungssysteme entworfen: Die einwohnerschwachen Siedlungen zogen zu Verteidigungs- und Stabilitätszwecken auf Anhöhen, die bis heute noch “Castros” [Festungen] genannt werden. Alle ihre Seiten waren durch eine elementare Barriere aus Kreidesteinplatten, die im Boden verankert wurden, geschützt.


Als der römische Invasor bis hierher vorgedrungen war, ertrugen all diese Landstriche die Invasion mit mehr Gleichgültigkeit als Verteidigungseifer. Trotzdem war Tuy ein verlockender Landepunkt für jeden fremden Eroberer... Es war damals, wie auch heute noch, ein hervorragender Verbindungspunkt, um in das begehrte galicische Hinterland vorzudringen, welches mit Gold, Silber und anderen wertvollen Metalle lockte...
So sollte der Miño zu einem unerlässlichen Kommunikationskanal mit (fast) allen galicischen Landesteilen werden...


Der Reisende, der an diesem Parador de San Telmo, am prunkvollen Miño-Fluss und gegenüber der Mauern von Valença, der nahen portugiesischen Schwesterstadt, ankommt, wird ein einladendes Gebäude galicischer Architektur vorfinden, das ihn mit dem Komfort aufnehmen wird, der nur in gewissen galicischen Privathäusern zu finden ist, die noch den Zauber des Landlebens bewahren.
Der Innengarten, Frucht der kürzlich durchgeführten Erweiterung und Renovierung, sorgt für ein willkommenes Ambiente der Modernität und des Komforts. Gleichzeitig wird dem Reisenden eine moderne und kreative Kochkunst geboten.
Von diesem Wachturm aus wird keinem Fremden entgehen, dass Tuy Fluss und Meeresarm ist, in den ein wenig, aber ausreichend Atlantik, eindringt.


Vor allem aber ist es eine wohltätige Grenzflussmündung. Teilhabende und teilnehmende Grenze zwischen den Grenzen, die es unter durch Geografie, Bräuche und gar Sprache verbrüderten Völker eigentlich gar nicht gibt: Spanien und Portugal sind – ob einem dies recht ist oder nicht – ein einziges und eindeutiges Volk: aufgrund der Bräuche, der Sprache, der


Gastronomie; aufgrund der ewigen und fast uralten Gepflogenheiten und Brauchtümer: Länder und Kulturen, die sich vermischen - und das ist auch gut so. Tuy ist nichts und ist doch beinah alles: es war stets und wird auch stets fruchtbare spanisch-portugiesische Grenze sein: niemand wird sich erdreisten, festzulegen, wo die spanische Erde beginnt und wo das portugiesische Bruderland aufhört...
Und es ist doch trotzdem ganz einfach: Spanien und Portugal sind ein einziges, eindeutiges Volk durch die Bräuche, die fast symmetrischen Sprachen; die Kulturen, die Speisen, Moden, Sitten und Gebräuche: beinah uralte Gepflogenheiten und Brauchtümer, ähnliche Kulturen ... Länder, die sich positiv vermischen ... ähnliche Kulturen... So ist Tuy: Teilnehmend und Anteil habend an den nicht existenten Grenzen zwischen spanischen und portugiesischen Ländern und Leuten: An dieser Grenze wird der Reisende positiv überrascht werden; er darf sich so zu recht wundern, ob er sich auf der einen oder anderen Seite der Grenze befindet: einen eindeutigeren Hinweis auf die Verschwisterung könnte es nicht geben.


Zu Beginn aller Zeit führten all diese Flussbecken reichlich goldhaltigen Sand mit. Dergestalt, dass der römische Invasor seinen Erfindergeist einsetzte, um die Berge in opulente Goldgruben zu verwandeln. So entwickelte der römische Eroberer mit dank spanischer und fremder Sklaven aufgestockten Legionen einfallsreiche Technologien, um diesen Landstrichen Gold und Silber zu entreißen: Berge wurden mit Stollen durchbohrt... Später wurden Aquädukte gebaut und die Erde gesprengt, um das goldhaltige Wasser bis zu den Tälern zu leiten, wo Filter aus Zweigen und Ginster das Scheiden des Schlammes und des Sandes vom edlen und begehrten Metall ermöglichten. Niemand wagt den Umfang des so erhaltenen Schatzes zu schätzen; und noch weniger den Kraftaufwand der zu diesem meisterlichen Zweck zu Sklaven gemachten Arbeiter. Zahlreiche Forscher glauben, dass es bis zu einer Million solcher Bergarbeiter gab.


Der Fremde sollte sich aber nicht verwirren lassen: diese und andere weitläufige Gebiete waren vor allem auch Opfer von rebellischen Adligen, hochheiligen Herren von Land und Leuten, zum Teil edlen, aber auch ganz einfach ehrgeizigen Verschwörern... Wie Pedro Madruga, Vicomte von Tuy, auch der “Zerstörer” genannt. Die Chroniken berichten, dass der allmächtige Vicomte die vermessene Tat wagte, gleich zweimal den Bischof am Schopf zu packen: “...Man zog ihn an seinem Bart auf einem Maultier heraus... Und sie zogen in von Berg zu Berg, von Tal zu Tal und von Festung zu Festung...”.
Andere Versionen glauben, Pedro Madruga habe den Bischof von Portugal gar in einen Käfig gesteckt...Ja, dies waren überhaupt sehr schwere Zeiten. Schließlich erschien der geschickte Vicomte im Palast des Bischofs, um diesen zum Verspeisen eines Rehs von seinem Schloss einzuladen, welches sich als verdächtig vergiftet herausstellte.


Die gesamte Umgebung, deren Hauptort Tuy ist, erfreut sich vielerlei außergewöhnlicher Sehenswürdigkeiten. Nicht ohne Grund ist man stolz auf die Vorgeschichte; auf die bemerkenswerten Castros; darauf, dass man Leben und Bräuche mit den römischen Invasoren, Arabern und Piraten teilte. Oder die Aufstände der Irmandiños; oder die Unabhängigkeitskriege mit den portugiesischen Brüdern...


Der Reisende tut gut daran, seinen Besuch mit Tuy selbst zu beginnen, für welches die Kathedrale, zwangsweise Festung mitten im Herzen der Stadt, Pate steht. Diese wurde im 12. und 13. Jahrhundert errichtet. Mit romanischen Ursprüngen und gotischen Abschlüssen.


Die Kathedrale: Beneideter Zeitzeuge


Santa María de Tuy ist ein überraschendes Ensemble, das in der Lage ist, gleichzeitig Anmut und Religiosität auszustrahlen. Ihre Zinnentürme zeugen von ihrer unausweichlichen Grenzeigenschaft, als ewige Hüterin des Flusses, des Meeresarms und der atlantischen Grenze zwischen Spanien und Portugal.


Das Gotteshaus wurde in mehreren Etappen vollendet, beginnend in Zeiten des Bischofs Don Pelayo, zwischen 1145 und 1175, ohne jemals das zwangsläufige Vorbild der Kathedrale von Santiago außer Acht zu lassen.


Schon bald kann das große Vorhaben mit der Unterstützung durch König Ferdinand II. rechnen. Zu dieser Zeit wurde das Nordportal gebaut und gemeißelt: romanische Reinheit mit Santiago-Sinfonien.


Parador de Tui Terrasse

Der Glockenturm ist ebenfalls romanisch, wenn auch mit einigen später hinzugefügten Verzierungen. Der San Andrés-Turm ist ansprechend gotisch. Mitte des 13. Jahrhunderts wird mit dem Abschluss der Hauptschiffe mit Gewölben mit riskanten und eleganten Kreuzverzierungen begonnen. Die Westfassade ist eindeutig gotisch und wird von einer großzügigen Rosette und einem Portikus mit Zinnen überwacht, der den Haupteingang beschützt und gleichzeitig von diesem beschützt wird. Nach Dafürhalten der Experten handelt es sich um den ersten Höhepunkt des gotischen Stils auf der gesamten iberischen Halbinsel. Einziger Zeuge des Mittelalters ist der Kreuzgang aus dem 13. Jahrhundert, neben dem Kapitelsaal, der einzig in seiner Art in Galicien ist.


Und in moderneren Zeiten bestand die Kathedrale darauf, mehr und mehr perfektionistische Details hinzuzufügen: sternförmige Gewölbe, Emporheben der Kuppel...; Chorgestühl und Orgel aus dem beginnenden 18. Jahrhundert...


In dieser außergewöhnlichen Stadt gibt es aber noch viel mehr zu sehen:
Die Kirche des San Bartolomé, im Basilika-Stil mit drei Kapellen um die Apsis und ein Paradebeispiel gehauener Kapitelle, mit vornehmem, romanischem Erscheinungsbild aus dem 11. Jahrhundert sowie Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert. Nicht zu vergessen die wertvollen Zeugnisse römischer und germanischer Überreste. Jedenfalls ist Tuy nicht umsonst historisch-kunstgeschichtlicher Ort und Nationalmonument. Von Tuy aus und mit dem Parador-Hotel als Stützpunkt kann man aufregende Ausflüge unternehmen, neben den unerlässlichen Vorstößen ins Landesinnere Galiciens, auch in portugiesische Gefilde, die kokett und einnehmend sind; diese Küsten, wenn auch atlantisch, sind doch mild und gutmütig...


DIE EISENBRÜCKE


Das Werk stammt aus dem Jahr 1886 mit Eisenstruktur, Technik und Technologie nach der Art Eiffels. Und der Reisende tut gut daran, seine Spaziergänge im weiteren Umkreis auszuweiten. Wie in den Nationalpark des Aloia-Bergs, unweit der Stadt. Von hier aus hat man einen Ausblick auf die Täler des Louro und des Miño. Ein Naturpark mit seinen von der Erosion polierten Landschaften. Die San Telmo-Kirche wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts als endgültige Residenz des Schutzheiligen der Stadt gebaut. Das Gebäude ist in einem deutlich portugiesischen Barockstil gehalten.


Solide und überzeugende Küche


Parador de Tui Speisezimmer

“Es ist in Galicien, wo man den besten Fisch isst”.
( Alexandre Dumas )

Die Galicier erfreuen sich natürlicher Produkte in Hülle und Fülle und von hervorragender Qualität: Fisch, Fleisch, Gemüse, Kartoffeln, Forellen, Pilze, Kastanien... Und aus dem nie weit entfernten Meer, Fische und Schalentiere. Aber auch andere Wasserbewohner: Fluss- und Seekrebse. Sowie Ruderkrabben und die so genannten Taschenkrebse; Miesmuscheln und Venusmuscheln. Und Napfschnecken...Oder Knurrhähne und Seeigel an den Nordküsten. Und der Krake, der noch immer zahlreich an diesen Küsten zu finden ist...
Sowie unzählig viele Empanadas (gefüllte Teigpasteten) aller Art, die an jeder Ecke des Wegs zu finden sind: “...Hier gibt es genauso viele Empanadas wie Wege...”


Der unbedarfte Reisende darf alles mit Vertrauen genießen: Wo er auch einkehren möge, dort wird er ordentlich bewirtet: In jedem Falle hält das “Tagesmenü” immer eine angenehme Überraschung bereit.


In dieser Gegend aber wird mehr als eine Küche mit unterschiedlichsten Gewürzen praktiziert. Der Kabeljau („Bacalao“) ist König in dieser Küche. Und auch der Krake in allen seinen Zubereitungen führt an jeder Tafel den Vorsitz. Oder die Venusmuscheln. Und die Miesmuscheln...


Ja, Tuy ist nichts, ist aber fast alles: halb Spanien und viel Portugal. Niemand weiß genau, wo Spanien aufhört und Portugal anfängt.


Woher kommt der Kabeljau?
Woher kommt der Krake?


Jeder Besucher wird dem nur zustimmen: an diesen Küsten, an diesen Stränden und in dieser Umgebung wird jede Tafel zur Festtafel; frisch; ungeschminkt frisch. Der Reisende mache die Probe aufs Exempel. Wählen Sie aufs Geratewohl irgendein Gericht aus. Sie werden stets allererste Güte vorfinden. Deshalb ist es auch schon eine Binsenweisheit geworden, dass Galicien das Paradies der Schalen- und Krustentiere ist. Aber es entspricht der Wahrheit. Wir empfehlen dem Reisenden, einen Markt oder eine Fischhalle zu besuchen, falls er dazu die Gelegenheit hat, und dort die Qualität und feine Auswahl selbst zu überprüfen: Entenmuscheln; bunte Kammmuscheln, Taschenkrebse, Jakobsmuscheln, Hummer, Schwertmuscheln...


Die Gastronomie des Paradors ist, wie könnte es anders sein, reich an zartem galicischem Rindfleisch; den besten Kraken, die es überhaupt gibt; Empanadas in allen Varianten: mit Muscheln, Krake, Fleisch,...


Parador de Tui Essen und Trinken

Die heimischen galicischen Käsesorten werden alle aus Kuhmilch erzeugt. Zu den bekannteren gehören die aus Ulloa, auch galicischer oder heimischer Käse genannt. Es gibt sie in Kegelform oder eben und flach. In jedem Fall aber cremig und sehr gut mundend. Und Filloas (crepeartige Pfannkuchen) und Süßspeisen. Und Tresterbranntwein... Und andere Leckereien. Die Weine mit Herkunftsbezeichnung Galiciens haben, so meinen die Kenner, eine “große Persönlichkeit”. Einige von ihnen, wie z.B. die Ribeiros, werden noch jung getrunken.


DAS GEHEIMREZEPT


PULPO A FEIRA
Es gibt mindestens zwei Arten, Krake zuzubereiten: Pulpo a feira ist ein mit Geduld, natürlich in einem Kupfertopf, gekochter Krake, der sodann mit Hammerschlägen bearbeitet wird. Die zweite, heute geläufigere Form ist, den nach dem Einfrieren aufgetauten Kraken solange mit Schlägen zu bearbeiten, bis die Nerven reißen.


In jedem Falle muss er gekocht und mit reichlich Öl, Salz und Paprika gewürzt werden.


TARTA DE SANTIAGO
Für den Teig: 1 Ei, 125 Gramm Zucker, Mehl und Zimt. Für die Füllung: 8 Eier, ein Pfund Mandeln, eine geriebene Zitrone, Zimt und Puderzucker


- Man präpariert den Teig, indem ein Ei mit einem Esslöffel Wasser, Zucker und einer Prise Zimt geschlagen wird.
Langsam das Mehl hinzufügen: es muss eine sehr feine Textur ergeben.
- Mit einer Walze auf einer mit Mehl bestreuten Oberfläche auswalzen und damit eine vorher eingefettete (runde und tiefe) Form füllen.
- Für die Füllung die Mandeln abbrühen, um sie leichter zu schälen; anschließend trocknen und reiben.
- Die Eier mit Zucker und geriebener Zitrone und Zimt verschlagen, bis sich Schaum bildet. Dann die Mandeln hinzufügen und wieder alles schlagen, bis es gut vermischt ist. Die mit Teig ausgekleidete Form füllen.
- Im Ofen bei 200 Grad backen, bis der Kuchen durch ist.


Angenehme Spaziergänge und Rundwege


Parador de Tui Landkarte

“Sterne und Quellen und Blumen,
murmelt nicht von meinen Träumen,
wie könnt ich Euch ohne sie bewundern,
wie könnt ich ohne sie leben?”
( Rosalía de Castro )

Wer hier in diesem Parador absteigt, hat das Glück, sich an einem strategischen Ort zu befinden: von hieraus kann man auf den Atlantik, auf den Meeresarm und den Grenzfluss blicken, den der Fluss Sil geformt und entworfen hat. Und die außergewöhnlichen Nachbarbezirke: von Tuy bis Verín; von Tuy bis Vigo. Die schönen portugiesischen Landschaften... Und bis zu den benachbarten Riveiras Sacras, ein Wunder, es links liegen zu lassen wäre eine Sünde.


Wie Mondariz. Dieses ist ein bemerkenswertes und beliebtes Thermalbad mit beinah wundersamen Wassern. Es ist ein Kurort erster Ordnung, der sich aus den friedlichen Wassern des Flusses Tea speist. Hier lohnt sich auch ein Abstecher zum Puente de Cernadela, auch am Ufer des Tea, dem großzügigsten Nebenfluss des unteren Miño gelegen. Die Brücke von gotischem Äußeren, die von fünf Bögen gestützt wird, wurde im 15. Jahrhundert gebaut und wird den Besucher sicher ins Staunen versetzen.


Oder Nigrán: Juwel mit lange zurückliegenden Ursprüngen und hartnäckiger Präsenz römischer Legionen mit strategischen Gelüsten: sie bauten mindestens zwei Pflasterstraßen, die verdächtig mit den damals reichlich vorhandenen metallischen Fundstellen verbunden sind (Gold, Silber, Zinn...).


A GUARDA: WOHLWOLLENDE GRENZE
A Guarda ist wohlwollende und ansonsten tolerante Grenze: wie eine fiktive Grenze eigentlich: Portugiesen, Galicier; Spanier und Ausländer haben freien Durchgang für alle Arten des Transits. Die Zeiten des Schmuggels sind lange vorbei: Es gibt keine Grenzen, keinen Zoll mehr. Und auch die Sprache ist durchlässiger denn je. A Guarda erfreut sich eines blühenden und noch nicht industriellen Fischerhafens: Auch heute werden hier noch schlichte, aber effiziente und abenteuerliche Boote und Fischerbarken repariert. Hier fahren die Fähren vorbei, die täglich Tuy mit der portugiesischen Nachbarstadt “Camina” verbinden, die noch immer von nicht wenigen Stränden des Miño zu sehen ist.


DER PLATZ UND DER TURM
Überall in der Umgebung gibt es noch fast mittelalterliche Märkte, die stets an die Hafenaktivitäten gekoppelt sind. Bemerkenswert ist der so genannte “Uhrturm”, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Und es gibt noch mehr: A Guarda lädt zu einem Besuch seines Flussstrandes ein, genau dort, wo der Miño zum Meer oder Meeresarm wird. Oder Atlantik.


Und der Hafen, über den das Monument des Seefahrers wacht...Vom Kai geschützt reihen sich die Werften am Ufer: Hier werden Boote mittlerer Größe (Tiefgang und mittlerer Höhe) gebaut und repariert. Die Fangflotte hat sich zwangsweise auf Meeresfrüchte spezialisiert. Der Fremde kann dies tagtäglich nachprüfen.


BAIONA: DIE EWIGE FESTUNG
Hier erhebt sich hochmütig und stolz die Festung von Monterreal. Schon bei ihrem Ursprung im 11. Jahrhundert wurde sie gebaut, um Piraten; Korsaren und Seeräuber zu vertreiben, die hier mit Plündergelüsten landeten.


Viel später sollte diese Festung die Ankunft einiger Schiffe des Entdeckers Kolumbus erleben, und außerdem waren diese Küsten immer wieder Opfer von Plünderzügen und Seeräuberei.


Heute schließlich wurde diese Festungsburg in ein privilegiertes Parador-Hotel umgewandelt. Und dies ist und bleibt eines der nobelsten Herbergen der Hotelkette.


Hier lebt man Qualität und Quantität im Überschuss. In diesem Parador zu leben oder zu weilen ist mehr denn Luxus, ein Privileg. Die Anlage ist großzügig und freundlich, das Klima atlantisch, aber mild; die Bevölkerung nur spärlich, aber freundlich... Und die gesamte nähere Umgebung macht aus dieser Region ein Paradies auf Erden. Außerdem gibt es noch recht viel zu sehen: Wie die Stiftskirche Santa María in der kleinen aber dichten Altstadt. Dies ist ein Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert, romanisch, aber mit spitzbögigen Wachttürmen und romanischem Antlitz.


Oder der Cruceiro de la Santísima Trinidad, der im 15. Jahrhundert auf dem höchsten Felsen dieser Stadt errichtet wurde. Er weist eine Renaissancekuppel mit pyramidenförmiger Linienführung auf. Sein Inneres birgt und zeigt ein gotisches Kreuzschiff.


La Virgen de la Roca. Statue mit zyklopischer Berufung, die auf dem San Roque-Berg aufgestellt wurde. Dieses Werk des galicischen Architekten Antonio Palacios wurde etwa um das Jahr 1910 errichtet.


El Pozo de la Aguada: Die Legenden besagen, dass dies der Brunnen war, der die Karavelle “La Pinta”, deren Kapitän Martín Alonso Pinzón war, mit Trinkwasser versorgte.


Eines darf der Reisende nicht versäumen: von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Kloster der Santa María la Real de Oia. Dieses erhebt sich auf schroffem Gelände und wurde bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts unter der Herrschaft von König Alfons VII. erbaut. Dieser Ort sollte zu einer entscheidenden Wehrburg gegen die häufigen Überfälle von Piraten und Korsaren werden. Er hat auch seine romanische Kirche bewahren können, die mit unumgänglichen barocken Verzierungen abgeschlossen wurde. Auch so verdient sie einen eingehenden Besuch.





Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser
Parador- / Ortsbeschreibung stammen
von unten genannten Autoren, bei denen
wir uns recht herzlich bedanken möchten.
Paradores de Turismo de Espana S.A.  

Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Texte:
Miguel Garcia Sanchez

Zeichnungen:
Fernando Aznar