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Plasencia und sein Parador
- Kapitel 1 - Plasencia: Edel, verwegen, und hochmütig
- Kapitel 2 - Der Parador: Ein beeindruckendes Dominikanerkloster
- Kapitel 3 - Vom Parador: Begegnung mit der verlorenen Zeit
- Kapitel 4 - Der Tisch mit eigenen Produkten gedeckt; Kräftig, aber klug gezähmt
- Kapitel 5 - Ausflüge oder Einfälle für angemessene Wanderungen
Plasencia: Edel, verwegen, und hochmütig
“...zwischen ihren grünen Felsen und Weiden zogen sich
majestätisch die Erholung bietenden Steineichenhaine entlang,
und hin und wieder zeigten die Korkeichen ihre nackten
Stämme...”
(Miguel de Unamuno)
Obwohl vieles davon nicht nachgewiesen werden kann, gilt folgendes als sicher: Plasencia wurde, zufällig aber weise, zusammengekauert in seiner Umgebung geboren, verteidigt von seinen eigenen Vorzügen. Es war etwa zwei Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung Marktplatz, Stadt und Festung zugleich. Zunächst nur ein Lagerplatz; bald römisch, und anschließend romanisiert. Die Invasionslegionen entwarfen strategische Wege über die Halbinsel, die zu ihrem Nutzen durch diese Gegenden führen sollten: Der berühmteste von ihnen ist seit damals als “ Vía de la Plata” (Silberweg) bekannt. Er war und ist ein vertikaler Kommunikationsstrang quer durch die iberische Halbinsel. Wirbelsäule und verwirbelt. So ist er heute noch bekannt als portugiesische Grenzlinie: die lebende Vergangenheit der Jahrhunderte.
Die kaiserlichen Legionen hatten zahlreiche Gründe: Sie zeichneten ein kluges Wegenetz (von etwa 30.000 Kilometern), um Rastplätze und Unterkünfte an den strategisch wichtigsten Punkten zu etablieren. Dieser Silberweg war wahrscheinlich eine der beliebtesten und begehrtesten Achsen im römischen Imperium: Vom Süden aus Huelva kommend landeten ständig Schiffsflotten, beladen mit Sklaven und Ausrüstung auf dem Weg nach Norden, in die Estremadura und nach Galicien. Sie suchten Gold und Silber, welches die Berge und Flüsse in so riesigen Mengen lieferten, dass sie für das ausgedehnte Imperium mehr als ausreichten.
Nebenbei bepflanzten die fremden Nachbarn diese und viele weitere Landstriche mit nützlichen Kulturen und brachten Technologien, neue und bessere Sitten und Gebräuche. Kunst und Kunsthandwerk. Gesetze... Ingenieurwissenschaften...
Sie verwüsteten iberische Siedlungen und zerstörten keltische Lager. Aber sie bauten Dörfer und Städte. Sie erfanden Aquädukte; sie entwarfen Zirkusarenen und Amphitheater: Sie führten den Codex Romanus ein, von dem die so genannte westliche Welt auch heute noch zehrt.
Alles in allem erfanden sie das, was wir heute als die westliche Kultur kennen, und diese zog und zieht immer noch durch diese überraschend schöne, edle, hochmütige Stadt der Estremadura, das universelle Plasencia.
So war es, und so steht es auf dem Wappen dieser exzentrischen, weisen, überraschenden, großzügigen und würzigen Länder und Ländchen geschrieben. Und aus dem Wappen sollte für immer und ewig hervorgehen: “Ut placeat Deo et Omnibus” (Zur Freude Gottes und aller Menschen).
Dieser Ort – zuerst Lagerplatz, bald schon eine stolze Stadt - wurde von Kastiliens König Alfons VIII. gegründet, kurz vor Eintritt des 13. Jahrhunderts der Zeitrechnung, nach der wir leben. Der Besucher wird sofort bemerken, dass die Vorfahren dieser “sehr edlen Stadt” streitsüchtige und sesshafte Levantiner waren. Noch heute protzt sie mit Wachtürmen, Verteidigungsmauern und Toren, die sich täglich öffneten und schlossen, je nach Vertrauen oder Misstrauen, das dem Fremden entgegen gebracht wurde. Jene Zeiten waren die der furchterregenden Invasionen, der Schurkereien und Plünderungen zwischen Mauren und Christen, jede Seite ein wenig Eroberer und Eroberter zugleich.
Damals besaß diese hochmütige Festung bis zu siebzig Türme und acht Tore, “die man fest verschließen und sperrangelweit öffnen konnte”, je nach den edlen Absichten, Sympathien oder Schicklichkeit, die der Fremde entgegenbrachte. Zu Beginn lebte sie unter dem Schutz der Kronen der kastilischen Monarchien, bis beinahe zur Mitte des 15. Jahrhunderts; ab dann war sie durch König Juan II. als Grafschaft an Pedro de Zúñiga übergeben worden, um dessen Gefallen und Verdienste zu belohnen. So wurde er Herr über Gut und Leben in diesen und anderen weiträumigen Gegenden.
In jener knappen Hälfte Spaniens wollten und konnten Mauren, Juden und Christen zusammen leben. Den drei Kulturen gelang eine weise, für alle fruchtbare Symbiose. Plasencia wurde zu einem sehr bemerkenswerten glänzenden Zentrum sehr nützlichen hebräischen Wissens.
Vielleicht wäre es gut daran zu erinnern, dass die nachbarschaftliche Aufnahme der jüdischen Bevölkerung durch die Entscheidung König Alfons VIII. begünstigt wurde, dem Ort im Jahre 1189 das Stadtrecht zu verleihen. Und es steht fest, das bereits im 15. Jahrhundert die Aljima von Plasencia mehr als Tausend Einwohner zählte. Die Juden versammelten sich zum Beten, Reden, Handeln oder Konspirieren in einer bedeutenden Synagoge an einer Stelle, die unter dem Namen “La Mota” bekannt ist. Sie wurde beinahe auf demselben Grund erbaut, auf dem heute der Palast des Markgrafen von Mirabel und das Dominikanerkloster San Vicente, der heutige Parador Nacional, stehen.
Der Parador: Ein beeindruckendes Dominikanerkloster
Mitte des 15. Jahrhunderts befand Álvaro de Zúñiga es für richtig, dieses und andere Grundstücke zu enteignen, um den zukünftigen frommen Konvent zu errichten. Dazu wurde es unvermeidbar, die Synagoge und das nötige Land in der Umgebung abzureißen.
Der Reisende teilt heute Wände und Zimmer eines außergewöhnlichen Geländes, das Zeuge von heiligen und nicht ganz so heiligen Dominikanermönchen war, auf ausdrückliche und großzügige Entscheidung der Grafen Zúñiga, Don Álvaro und Doña Leonor de Pimentel. Und so steht es in der Gründungsurkunde:
“...ich, Doña Leonor, Gräfin der Stadt Plasencia. Mit Erlaubnis und Einverständnis des Herzogs befahl mein Herr, ein Kloster nach den Regeln unseres Vaters Santo Domingo zu errichten, zu Ehren und aus Hochachtung vor dem Hl. Vinzenz der Prediger, dem ich ganz besonders ergeben bin...”
Edle Frömmigkeit und geschuldete Dankbarkeit gegenüber dem Hl. Vinzenz, Vicente Ferrer, der auf wundersame Weise den einzigen männlichen Nachkommen der Herzöge zurück ins Leben holte...
Bis zur Fertigstellung des Klosters beteten und arbeiteten die Mönche neben der Pfarrkirche des Hl. Michael in dem Gebäude, aus dem später Santo Domingo el Viejo werden sollte.
Seit ihren Anfängen im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts (1477) verwendete die fromme Gemeinschaft intensive und eifrige Anstrengungen auf die Bildung und christliche Erziehung und erfüllte somit einen ausdrücklichen Wunsch der Herzogin: “...so befehle ich, dass von den im Kloster lebenden Mönchen fünf sich ausschließlich dem ununterbrochenen Studium der Theologie widmen...” Und zum Unterhalt dotierte sie das Kloster mit einem Lehrstuhl und Einkünften für die Lebenshaltung und andere Ausgaben.
Später trafen persönliche und nutzbringende Spenden ein, darunter einige von unschätzbarem Wert wie die von Don Rodrigo Ignacio de Carvajal y Nieto, der dem Konvent eine Bibliothek von einmaligem und unschätzbarem Wert überreichte, bestehend aus beinahe dreitausend Bänden; ein in jener Zeit ungewöhnlicher Schatz. Das Kloster konnte sich zweier Lehrstühle für Theologie, eines für Kunst und Lehrgängen in Philosophie rühmen.
Der Parador “Convento de Santo Domingo” besteht aus einem architektonischen Komplex aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Der Konvent sollte zudem von den Padres del Corazón de María belegt werden. Nach vielen unglücklichen Ereignissen endete er in einem bedauernswerten Zustand der Verlassenheit, bis er wieder entdeckt, mühsam wiederaufgebaut und in diesen herrlichen und privilegierten Ort verwandelt wurde, sehr zur Freude der Gäste.
Diese Mauern, Höfe und edlen Zimmer wurden über dem errichtet, was einst “La Mota” war, eine uralte plasentinische Festung. Der Platz wurde auch von einer Synagoge und einem jüdischen Friedhof belegt. So brachten es archäologische Untersuchungen an den Tag. Bei den sorgsamen Ausgrabungen wurden auch Zeugnisse aus der Zeit, bevor die Stadt auf königlichen Befehl Alfons des VIII. gegründet wurde, gefunden: Es erschienen wertvolle Strukturen wie ein Lesezeiger für die Synagoge sowie zahllose Fragmente von jüdischen Votivlampen.
Die Arbeiten an diesem prächtigen Kloster wurden geleitet und durchgeführt vom Steinmetzmeister Pedro González mit der wertvollen Unterstützung seines Sohnes Francisco und den Meistern Malueñes, Daras und García Escalante, die auch an der Kathedrale mitarbeiteten.
Der klösterliche Komplex erscheint wie eine fromme und schützende Umarmung der Kirche, die, hauptsächlich wegen ihrer Großartigkeit, wie eine Kathedrale wirkt. Die Kirche betritt man durch ein großes Portal im neoklassizistischen Stil des 17. Jahrhunderts. Der Zugang zum klösterlichen Bereich allerdings liegt im Westbereich über einen überwältigenden Säulengang aus dem 18. Jahrhundert. Der Portikusbereich, der vor dem großzügigen und schönen Innenhof liegt, zeigt eine beeindruckende Kassettendecke (ein so genanntes Grisaille), geduldig und gewissenhaft modelliert zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich war sie im Mittelgang des Zellenbereichs installiert.
Der schön proportionierte Kreuzgang ist spätgotisch. In einem Teil seines südlichen und westlichen Gangs im unteren Stock sind bemerkenswerte Überreste einer mehrfarbigen Kassettendecke im Mudejarstil erhalten, zur unvermeidlichen Bewunderung der Fremden. Bereits im oberen Stock werden Malereien mit den Wappen der Dominikaner der Zúñiga Pimentel gezeigt, einschließlich einer Allegorie des Todes, alle aus dem 16. Jahrhundert. Die Wände sind mit Wandmalereien dekoriert, die im 19. Jahrhundert getreu dem Original aus dem 16. Jahrhundert wiederhergestellt wurden.
Die Treppe ist wie ein flüchtiger Zauber aus sehr schweren Quadern. Das Werk ist ebenso schön wie überwältigend: Es fordert die Bauprinzipien mit unwahrscheinlichen oder geheimnisvollen Stützen heraus, betrachtet man ihre Spannweite. Nicht umsonst ist sie unter dem Namen „Lufttreppe” bekannt. Diese Protzerei wurde vom plasentinischen Meister Juan Alvarez (1577) geschaffen. So edel, dass sie das Staunen und die Bewunderung von ausländischen Laien und gelehrten Architekten verdient.
Der Kapitelsaal und die Kapelle “de profundis” ist ein Raum, der Respekt und Ehrfurcht einflößt. Er wird bedeckt von sternförmigen Kreuzrippengewölben aus dem 15. Jahrhundert. Der Konvent ist stolz auf seine beiden großen Säle: Das Refektorium aus dem 16. Jahrhundert im unteren Geschoss zeigt einen herrlichen Fries aus farbigen Fliesen aus Talavera; über ihm wurde die Bibliothek untergebracht. Beide Räume, die großzügig proportioniert sind, glänzen mit exzellenten Kassettendecken.
Die Westfassade erregt ebenfalls die Aufmerksamkeit; sie blickt auf den großen Innenhof, der gleichzeitig der Vorhof zum Refektorium und zur Bibliothek ist, und zeigt in stolzer Dankbarkeit zwei aufgemalte Wappen. Das eine ist das der Dominikaner, das andere das der Familie Zúñiga- Pimentel. Der nördliche Innenhof zeigt eine weitere prächtige Fassade aus dem 16. Jahrhundert mit einem abwechslungsreichen Spiel der Fenster und Korb sowie Spitzbögen.
Der Klösterliche Weinkeller verdient zumindest ein wenig Neugierde. Obwohl bereits im 15. Jahrhundert christianisiert, ist er noch heute notwendigerweise an die Hoteliersnotwendigkeiten des Paradors angepasst. Aber im Wesentlichen respektiert und enthüllt er seine Herkunft: Er ist in drei Tiefenschichten in den Fels gegraben und mit einem klugen und sicheren System zur Herstellung eines hochklassigen Weins ausgestattet, sodass im Falle eines Bruchs einer der oberen Tonkrüge aufgrund des Gärungsprozesses der verschüttete Wein von den unteren Krügen aufgefangen wird.
Kenner versichern, dass an diesem dunklen und frischen, wenn auch leidenschaftlichen Ort über zweitausend Weinkrüge lagern. Und böswillige, wenn auch lässliche Zungen sagen, in diesen tiefen Weinkellern sei mit Jubel und großen Feierlichkeiten die Vertreibung der Jesuiten –angeordnet von König Karl III- zur Mitte des 18. Jahrhunderts unter großzügiger Verschwendung exquisiter Speisen gefeiert worden.
Vom Parador: Begegnung mit der verlorenen Zeit
“... Zwischen grünbedeckten Felsspitzen, sich im Jerte
betrachtend, erhebt Plasencia die Massen seiner alten Burgen, und
in der Mitte das Mauerwerk seiner unvollendeten Kathedrale...”
Nochmals Unamuno,
Bald schon beschlossen die Katholischen und Einigenden Könige Isabella und Ferdinand (kurz vor Beginn des 16. Jahrhunderts), Plasencia für ihre exklusiven Domänen zurückzuerobern. Und beinahe genauso erblickt man noch heute diese mittelalterliche Festung, diese gotische Stadt, eine moderne und verschämt sich versteckende Stadt, die aber emporragt zwischen Felsen und Dickicht.
Glücklicherweise von Fremdenverkehrsinvasionen weitgehend verschont, bietet dieser wunderschöne Landstrich Besuchern eine seltene Gastfreundschaft an.
Ohne es zu beabsichtigen, erinnert die Stadt an ihren niemals verlorenen Glanz. Nicht umsonst beherbergten diese Straßen, diese Plätze und nicht wenige dieser Häuser und Adelsvillen Schlüsselstellungen und Mächte, “die gut und gerne befahlen und diese vielen Dörfer regieren konnten...”
KATHEDRALE DER KATHEDRALEN
Zu seiner freudigen Überraschung trifft der Fremde hier nicht auf eine gewöhnliche Kathedrale: Es handelt sich eher um einen Komplex, ein Aufeinanderfolgen weiträumiger religiöser Bauten von überraschender künstlerischer Einzigartigkeit, geschickt und geduldig gesäumt von den früheren, aber nicht allzu entfernten Zeiten. Sie genoss eine weitreichende religiöse und wirtschaftliche Macht in diesen kargen Landen. Die Bischöfe von Plasencia wollten und konnten die besten Künstler und Kunsthandwerker jener Zeiten anlocken. So kommt es, dass diese Steine gekonnt moduliert und geformt wurden von so begehrten Namen wie Rodrigo Gil de Ontañón, Alonso de Covarrubias oder Diego de Siloé.
Das Ergebnis ist eine kluge Symbiose von zwei Kathedralen in beinahe einer einzigen: die Alte und die Neue. Und ein wundersames Resultat des schwierigen Ausgleichs zwischen romanischen, gotischen und plateresken Zügen.
“Die Alte” ist eine Kirche, die mit falscher Bescheidenheit glänzen möchte, obwohl sie sich gegenüber dem Bischofspalast erhebt. Sie wurde zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert errichtet über dem Fundament von drei Schiffen mit Kreuzgratgewölben und einer alten und edlen Zisterzienserklause; und die ganz einzigartige achteckige Kuppel, von einem Turmhelm bedeckt, erinnert an die Alte Kathedrale von Salamanca oder an die Stiftskirche von Toro. Sie trägt die Handschrift und den Geschmack des begehrten Juan Francés. Aber "die Neue" steht ihr in nichts nach: Hierher wurden nicht wenige der gefragtesten Architekten aus jenen entfernten Zeiten angezogen und gebracht. Der Entwurf stammt von Enrique Egás, der auch die ersten Arbeiten leitete. Sein Werk wurde mehr oder weniger getreu von anderen Meistern, darunter Francisco de Colonia, fortgesetzt. Es war Juan de Álava, der die Hochkapelle mitaußergewöhnlicher Meisterschaft der Renaissance abschloss. Und dann führte Alonso de Covarrubias den Bau fort bis zu Gil de Hontañón, dem Erbauer der herrlichen Hauptfassade mit dem Geschmack und dem Wissen der Renaissance.
Beide Kathedralen – unvollendet - bieten dem Betrachter einen heterogenen, aber harmonischen Komplex ohne gleichen. Sein endgültiges Aussehen ist vernünftigerweise nur dem Verlauf der Zeit und ihren Ablagerungen zuzuschreiben...
Zwar nur kurz, aber dennoch sollen diese Zeilen auch eine knappe Erwähnung des Bischofspalastes enthalten, ein netter Ort, der unauflösbar mit dem Komplex verbunden ist, der den Platz um die Kathedrale bildet. Stolz präsentiert die Renaissancefassade im Vordergrund das Wappen des Bischofs Vargas Carvajal (15. Jhd.), der auch ein sehr aktiver Promotor von nicht wenigen religiösen Architekturwerken in dieser Gegend war. Der Reisende findet hier auf beinahe allen Plätzen und in allen Straßen Gelegenheit zu einem planlosen und gezielten Herumschlendern; mit Bars und verlorenen und versteckten Kunsthandwerksläden; und Antiquitäten und ertragreiche Dialoge mit diesen Menschen.
Es sei daran erinnert, dass Plasencia Jahrhunderte lang ein ummauerter Platz mit verschlossenen Toren war, heute jedoch eine Stadt ist, deren Tore allen Menschen offen stehen, die hierher kommen möchten. Der Fremde gewinnt hier stets mehr Zeit, als er investieren kann.
Sollte der Besucher an merkwürdigen Vergangenheiten interessiert sein, so möge er sich daran erinnern, dass hier einst drei Kulturen, damals Schwestern, zusammenlebten: Die jüdische Gemeinschaft wollte oder konnte in dem Bereich leben und zusammenleben, der heute von den Straßen “Coria”, ”Zapatería” und “Trujillo” gebildet wird. Als die erste Synagoge zerstört wurde, hielt die jüdische Gemeinde an ihren Sitten, ihren Gebräuchen und ihrer Religion fest.
Sie entschied sich, eine neue Synagoge dort zu errichten, wo sich heute die Plaza de Ansamo, ganz in der Nähe der Calle Trujillo, befindet. Vergebliche Mühe. Ihr sollte kein ewiges Leben beschieden sein.
STADTBESICHTIGUNG
- -Alte Kathedrale, 13. Jhd., und Neue Kathedrale, 16. Jhd.
- -Dommuseum
- -Ethnographisches Museum
- -Bischofspalast
- -Hauptplatz
- -Kirche Iglesia de San Salvador, 18. Jhd.
- -Kirche Iglesia de San Nicolás, 13. Jhd.
Der Tisch mit eigenen Produkten gedeckt; Kräftig, aber klug gezähmt
Der Tischgast wird untergebracht am privilegierten Wegekreuz der Silberstraße; der Geschichte, der Kunst. Kennerin und Erbin der verschiedenartigsten Menschen, die hier entlang schlenderten, verletzt, aber freudig. Manche konnten lernen; andere wussten zu lehren. Auch in den “artes cisorias”, der Kunst, die heute Gastronomie genannt wird.
Es konnte ja auch gar nicht anders sein: Gut, viel und artenreich sind die Produkte, die die Natur hier immer schon angeboten hat: Zicklein und Lämmer von natürlichen Weiden. Eine breite Palette an verschiedenartigstem Jagdwild; Wildschweine, Rebhühner... Flussforellen und Schleien aus ruhigeren Gewässern; Frösche aus den Tümpeln. Und selbstverständlich die besten Schinken und Wurstwaren, gezüchtet in den Bergen, auf Höfen, in Steineichenhainen. Und Käse aus dem gesamten Gau. Und Obst von den Ufern des Jertes.
Diese Gerichte aus natürlichen Produkten, frisch hergestellt und kräftig, stellen eine uralte Erbschaft dar, die beinahe auf die Wanderhirten zurückgeht, und auf Klosterrezepte; verfeinert im Ritus und Modus, aber nicht notwendigerweise genügsam.
HYBRIDE KÜCHEN
Es wäre schon seltsam, wenn der Gast nicht alle oder beinahe alle diese Gerichte antreffen sollte, wenn er hierher kommt: Schinken, von mit Eicheln gemästetem Schwein (das hier “marrano” genannt wird), die Scheiben liefern, bei denen es auch den erfahrensten Kennern nicht gelingt, zwischen rosafarbenem Speck und dem dunkelsten Magerfleisch zu entscheiden.
Die Schenkel der Tümpelfrösche. Die schmackhaften und lurchartigen gewöhnlichen Bewohner dieser und wenigen weiteren Breiten.
Lammnieren "en sopetón" (mit Röstbrot), oder “zorongollos” (Gemüsesuppe) mit Entenschinken auf der Grundlage von Paprika aus diesen Auen, angemacht und gewürzt. Und Röstbrot mit Süßkartoffeln, eine Art Blutwurst aus eigentümlich geheimnisumwobener Herstellung.
"Lomo de Retinto" (Kalbsrücken) vom Grill. Hergestellt aus einheimischem Kalb mit grobem Salz. Wenn Saison ist – im Herbst – geschossenes Rebhuhn, geschmort und mit Pilzen und “ibéricos” (iberischen Wurstwaren) gefüllt. Die bevorzugte Wahl der Kenner ist das Schulterblatt vom Milchlamm – in dieser Gegend mit exklusiver Herkunftsbezeichnung - gebraten und mit den hier gesammelten Kräutern gewürzt.
Und mehr und mehr Gerichte, manchmal saisonabhängig: Blätterteig gefüllt mit "criadillas de la tierra" (Lammhoden), grüner Spargel und Gambas an Pilzsauce. Moussaka vom Milchlamm gebraten auf Auberginenkaviar...
Aber der Tischgenosse sollte sich noch etwas Platz für die Nachspeisen aufbewahren; diese bestehen aus einer geschickten Mischung zwischen Klösterlichem, Hirtenspeise, Maurischem und Jüdischem:
Die “Técula-Mécula” ist eine Speise auf der Grundlage von Mandeln und Eiern; es gibt verschiedene Rezepte und Herstellungsweisen nach eigenen Formeln, die nur schwer zu entlocken sind.
Hinter der einzigartigen "Sopa de Garbochas" versteckt sich in Wahrheit eine Art Milchsuppe mit Reis, Kastanien, Honig und dem einen oder anderen Geheimnis.
Die “Repápalos”, eine Art Windbeutel, hergestellt aus Paniermehl und Eiern. Später in Milch mit Anis gekocht. Auf jeden Fall sollte der Tischgenosse sich nicht entmutigen lassen: Diese Küche ist so weitreichend wie vielfältig. Fragen Sie, bitten Sie um Rat, und dann entscheiden Sie.
DAS GEHEIME REZEPT
Obwohl es gewöhnlich nicht Brauch ist, hat der “Chef” des Establishments keine Einwände, uns die Herstellung einiger seiner bevorzugten Gerichte zu enthüllen. Etwas anderes ist es dann, seine Resultate zu erzielen.
KABELJAU AUF KLOSTERART:
Nach dem Entsalzen gut abtropfen lassen, die Scheiben mit Mehl bestäuben und frittieren; in demselben Öl werden Kartoffelscheiben frittiert.
Mit einem Teil desselben Öls weiterhin werden nun vorgekochte Spinatblätter sautiert.
In einem Schmortopf kommt der Spinat auf die Kartoffelgrundlage, der Kabeljau, und - mit Milch bedeckt - eine zerdrückte Knoblauchzehe hinzu. Alles wird im Ofen gebacken.
GAZPACHO AUS GRÜNEM SPARGEL
In einer Pfanne mit genügend Öl zwei Knoblauchzehen anbraten. Anschließend drei Eier braten.
In dem übrig gebliebenen Öl eine Handvoll grünen Spargel anbraten.
Alles zusammen in einen Schmortopf mit ein paar Brotstückchen geben. Pürieren.
Eine geringe Menge Wasser hinzufügen und mit Salz und Wein abschmecken.
Zum Schluss mit einigen Scheiben Landschinken kalt servieren...
CUCHIFRITO VOM ZICKLEIN
Das Zicklein in kleine Stücke schneiden und in Öl anbraten. Einige Knoblauchzehen und eine Messerspitze Paprika aus Jaraiz de la Vera hinzufügen. Einen kleinen Schuss Essig, einen Schuss Weißwein und ein wenig Wasser kochen lassen, bis sich die Flüssigkeit reduziert hat.
RAGOUT VOM MERINOLAMM
Die Rippen- und Beinstücke in sehr heißem Öl anbraten. Eine klein gehackte Zwiebel, etwas Weißwein und eine Mischung aus Knoblauch und geröstetem Brot dazugeben.
Ein Stück gebratene Lammleber ebenfalls hinzufügen. Eine Messerspitze Paprika beifügen und kochen, bis die gewünschte Zartheit erreicht ist.
GEBRATENE SCHLEIEN
Einzigartig und exklusiv: Waschen, ausnehmen, würzen, mit Mehl bestäuben und in heißem Öl backen.
Wenn man will, einige Scheiben Schinken, ebenfalls gebacken, hinzufügen. Nichts weiter.
Ausflüge oder Einfälle für angemessene Wanderungen
“...Und das feierliche Leben der Welten
geht seinen Wegmonoton, unerschütterlich,
herrlich, gelassen...”
Gabriel y Galán
Von diesem historischen, niemals alten, heute renovierten Ort und angenehmen Parador de Turismo aus werden dem Spaziergänger nur wenige der zahlreichen und unterschiedlichen Einfälle, Ausflüge, Lustwandeleien oder Spaziergänge, je nach Wetter und Laune, empfohlen.
Jede Karte oder jeder Kompass ist hinreichend erfreulich nur in Abhängigkeit von den individuellen Launen:
DURCH DAS WUNDERSAME TAL
Dieses ungewöhnliche Tal finden wir leicht, wenn wir vom Parador aus die Nationalstraße 110 nehmen, die ungefähr den Ufern des wundersamen Flusses Jerte folgt.
Wir gehen Wege entlang, die von stolzer Vergangenheit getränkt sind, respektvollen Bewohnern, aber so unterwürfig wie der Reisende es vermutet hatte. Sie bieten liebenswürdige Sympathie; aber sie verlangen auch ein wechselseitiges Verhalten: Der Fremde ist willkommen; aber er ist Gast.
Der Reisende kann die Route wählen, abhängig von seinem Verlangen oder der Eile des Moments. Bevor er es überhaupt bemerkt, ist er bereits mitten im Valle del Jerte. Das ist – der belesene Reisende erinnere sich - das Tal der Ziegenhirten und der Hirtensitten. Von diesen und den folgenden Grenzen aus sieht man einige Wohnhäuser, errichtet auf Granitsockeln mit Kastanienholz.
Wenn möglich...: Begeben Sie sich in Richtung Puerto de Tornavacas, hochgelegenen, aber liebenswerten Ländereien, Kurs auf Avila. Vom Beginn des Wanderwegs an stoßen wir angenehmerweise, immer in der Umgebung der Auen des Jertes, auf unerwartete und fruchtbare Länder: Cabezuela del Valle- Jerte- Piornal- Tornavacas -Barrado.
DAS SCHÖNE CORIA
Für die Reisenden mit wenig Zeit ein einträchtiger Vorschlag: Coria ist eine ebenso kleine wie kokette Ortschaft, die ein dankbares Verweilen verdient. Mit hübschen Straßen und wertvollen Monumenten.
Und mit Menschen mit besonnenen, aber keineswegs bescheidenen Sitten: “...wir werden weit weg sein, aber nicht abgelegen...”, die den Fremden daran erinnern, wenn die Eitelkeit ihn in Beschlag nimmt. Coria ist eine edle und bemerkenswerte Zwischenstation.
GATA: GEBIRGE, VON DEN ENGELN GEMEISSELT
Mittelgebirge, die als Olymp unmöglichen Göttern geweiht sind. Flüchtlinge vor dem zerstörerischen Zorn der Menschen: Leuchtende Filigrane aus Wasser, Winden und Sonne.
Eine Magische Welt, die von Gata. Immer noch verborgen liegt die Gegend im Norden von Cáceres, an den Rändern und Ecken von Salamanca und Portugal. Ein wohlgesinntes Klima, geschützt vor den kräftigen Winden aus dem Norden dieser Steilhänge. Täler von maßloser Fruchtbarkeit. Springende, unbändige Flüsse und Bäche. Landschaften von eindrucksvoller Üppigkeit. Orte, gestaltet von Künstlern, die ihr Handwerk nicht verstehen: Vergessene Menschen, stumm, arbeitsam, resigniert und stolz auf ihre Sierra.
Auf diesen Wegen findet der Fremde beinahe von allem etwas: prähistorische Zeugnisse, Überreste von keltischen Burgen. Fragmente der kaiserzeitlichen Römerstraßen wie der Via Dalmacia, die jenes Caurum und Miróbriga miteinander verband, die wir heute Coria und Ciudad Rodrigo nennen. Intensive Liebe und die permanente maurische Präsenz, unmöglich zu vertreiben, die Dörfer und Wege kennzeichnet: Eljás, La Almenara, Trebejo, Santibáñez... Der Anbau von Weinreben und Oliven, das vergangene und zukünftige Naturell dieser Erde.
Mehr noch als an anderen Orten, sagt man, hat es die Araber Blut und Tränen gekostet, dieses Paradies dem Christentum zu überlassen, das, seiner Verabredung mit der Geschichte treu bleibend, am Ende triumphierte: es sollte vor allem und für immer Alfons IX. kommen, als das 13. Jahrhundert herannahte. Und aus diesen Ländereien wurde für Jahrhunderte Weideland, und die Menschen wurden von Militärorden erzogen. Von den Templern, den Hospitalariern, vor allem aber von Alcántara.
Heute noch schmeckt Gata nach Mittelalter: Zahlreiche Glockentürme erinnern daran, häufig an Kirchen aus dem 16. Jahrhundert. Die rustikale Architektur ist magische Skulptur: Vordächer aus Schiefer und Kastanienholz, wappenbesetzte Granitquader, gotischer Schmuck...
Und die Natur, sie ist ein ständiges und angenehmes Sich Überschlagen. Der Wanderer -eher noch als der Reisende- sinkt ein in eine großartige Vision der Botanik, der Geologie, der Zoologie... Flora und Fauna bieten ein reichhaltiges und großzügiges Schauspiel der Arten, die hier Zuflucht gefunden haben, geschützt und in anderen Breiten selten oder gar nicht anzutreffen: Im Wind über den Gipfeln und Schluchten segeln und posieren beinahe prächtige Exemplare des Mönchsgeiers, des Steinadlers. Schwarzstörche geben sich auf den Kirchtürmen ein Stelldichein.
Dieses Bergland ist ein unerschöpflicher Quell an Überraschungen. Sogar die Sprache hier ist eigentümlich, einzigartig und geheimnisvoll. In jedem dieser etwa zwanzig Dörfer hört der Fremde Ausdrücke und Wörter, die nach weit entfernten Ländern schmecken. Es ist ein merkwürdiger und singender Dialekt mit Begriffen wie: La fala, el Achapurriau, el Amañegu, el Alagartieru, die in der Lage sind, Bewunderung und Kontroversen unter den Gelehrten hervorzurufen. Vielleicht ein Überbleibsel der mittelalterlichen Neubevölkerer aus Asturien-León mit uralten Verkrustungen aus Kastilien, der Estremadura und Galicien.
Eine mögliche Route für den wagemutigen Reisenden, der daran interessiert ist, diesen Vorschlag kennen zu lernen, wäre wie folgt: Cilleros, San Martín de Trevejo, Hoyos, Gata, Torre de Don Miguel, Santibáñez el Alto, Borbollón.
Nur zwei Ratschläge bieten sich dem Reisenden, der in diesem Bergland besser zum Wanderer wird, an: Finden Sie genügend Zeit, oder entreißen Sie Ihrer Zeit ein ausreichend großes Stück, um intensiv und tief diese faszinierenden Ecken beschnuppern zu können.
Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser Parador- / Ortsbeschreibung stammen von unten genannten Autoren, bei denen wir uns recht herzlich bedanken möchten. |
Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Texte:
Miguel Garcia Sanchez
Zeichnungen:
Fernando Aznar